AIDA setzt Kurs auf Neubeginn Zwei neue Schiffe, ein Vertrag unter Vorbehalt
Mitten in einer Welt, die von Konflikten, Klimakrisen und geopolitischen Spannungen geprägt ist, versammelt sich die Kreuzfahrtindustrie zur Seatrade Cruise Global – der weltweit größten Fachmesse für Kreuzfahrt-Tourismus. In Miami trifft sich das internationale Fachpublikum: Reedereien, Werften, Hafenbetreiber, Technologielieferanten und Investoren. Es ist die offizielle Bühne der Branche – eine Art Schaufenster der Meere, in dem Zukunftsentwürfe präsentiert werden, als sei das Meer nicht in Aufruhr, sondern nur auf Kurs.
In diesem Kontext wirkt es fast paradox – und doch ist es Realität: Trotz multipler globaler Krisen erlebt der Kreuzfahrtmarkt keinen Einbruch, sondern kontinuierliches Wachstum. Buchungszahlen steigen, Flotten werden modernisiert, neue Schiffe bestellt. Die Branche scheint von der Lust auf das Entkommen zu leben – und von dem Versprechen, dass es auch morgen noch möglich sein wird, auf offener See Zuflucht zu finden.
AIDA Cruises, deutscher Marktführer im Kreuzfahrtgeschäft, hat im Rahmen der Messe angekündigt, zwei neue Schiffe bei der italienischen Werft Fincantieri in Auftrag geben zu wollen. Die baugleichen Neubauten sollen ab 2030 bzw. 2031/32 in Dienst gestellt werden und die bestehende Flotte auf 13 Schiffe erweitern. Sie markieren eine neue Schiffsklasse mit 2.100 Gästekabinen – eine Größenordnung zwischen der AIDAprima und der AIDAcosma.
„Unsere nächste Schiffsgeneration steht mit Multi-Fuel-Antrieben für innovative Technik“, so Felix Eichhorn, Präsident von AIDA Cruises. Die neuen Maschinen können mit LNG betrieben werden und sind vorbereitet für den Einsatz alternativer Kraftstoffe wie Bio- und E-Fuels. Fortschritt in Etappen – pragmatisch gedacht, zukunftsoffen formuliert.
Gebaut werden die neuen Schiffe in Triest, jener oft unterschätzten Schwesterstadt Venedigs – geografisch gegenüberliegend, atmosphärisch eigenständig. Der traditionsreiche Hafen an der nördlichen Adria ist nicht nur logistisch von Bedeutung, sondern auch symbolisch: Wer durch Triest schlendert, sieht sie bereits – die Silhouetten der Zukunft. Die Werft von Fincantieri liegt offen im Stadtbild, sichtbar, fast theatralisch. Hier entsteht, was später über Weltmeere fährt. Ein Schauspiel in Eisen und Erwartung.
Der Vertrag über die beiden Neubauten wurde am 7. April 2025 unterzeichnet – vorbehaltlich der Finanzierung. Eine nüchterne, aber wesentliche Fußnote, die deutlich macht: Auch große Pläne brauchen solide Grundlagen. Weitere Details zu Ausstattung, Konzept und Routenführung will AIDA Cruises in den kommenden Monaten bekanntgeben.
Zugleich läuft parallel das größte Flottenmodernisierungsprogramm der Unternehmensgeschichte: Die AIDAdiva wurde bereits umfassend modernisiert, AIDAluna und AIDAbella sollen folgen. Eichhorn zeigt sich überzeugt: „Unsere neuen Schiffe werden nicht nur unsere AIDA-Fans, sondern auch unzählige neue Gäste begeistern.“ Ein Satz zwischen Werbebotschaft und echtem Anspruch – denn in einer Branche, die zunehmend kritisch betrachtet wird, ist Begeisterung kein Selbstläufer mehr, sondern Ergebnis von Haltung, Innovation und Vertrauen.
Doch selbst wenn Kreuzfahrten zunehmend effizienter, sauberer und gastfreundlicher werden: Die Wahrheit steht wie ein stiller Passagier mit an Deck. Denn auch moderne Schiffe – und seien sie noch so sparsam – verschlingen in ihrem Bau Millionen Tonnen Stahl, erzeugen gigantische Emissionen in der Produktion und beanspruchen ganze Lieferketten, die alles andere als emissionsfrei sind. Wer ein Kreuzfahrtschiff neu denkt, muss es auch rückwärts betrachten: als ökologisches Paradox auf offener See. Das Meer verzeiht vieles – aber nicht das Vergessen.
Und so segelt AIDA in eine Zukunft, die beides ist: Hochglanz und Herausforderung, Fortschritt und Fußnote. Vielleicht geht es ja genau darum – dass ein Unternehmen wie dieses nicht nur neue Schiffe bestellt, sondern auch neue Fragen aufwirft. Fragen nach dem Wohin, dem Warum und dem Was-dann. Oder, wie man in Triest sagen würde: Chi va piano, va sano e va lontano. Wer langsam geht, kommt weiter. Und vielleicht sogar heiler an.
Denn eins ist sicher: Wenn irgendwann das erste neue Schiff am Kai liegt, werden nicht nur Kameras klicken – sondern auch die Kritiker. Vielleicht wird man dann sagen: „AIDA hat geliefert.“ Oder: „AIDA hat die Rechnung ohne den Planeten gemacht.“ Beides wäre ein Anfang. Und wie wir wissen, beginnen gute Geschichten meist mit einem Blick nach vorn.
ⓘ Über AIDA Cruises
AIDA Cruises ist der Marktführer für Kreuzfahrten in Deutschland und Teil der Carnival Corporation & plc, einem der weltweit größten Tourismuskonzerne mit acht führenden Kreuzfahrtreedereien. AIDA ist zugleich die bekannteste Kreuzfahrtmarke im deutschsprachigen Raum und zählt zu den drei größten Reiseveranstaltern Deutschlands.
Das Unternehmen beschäftigt rund 18.000 Mitarbeitende aus mehr als 60 Nationen. Mit etwa 1.200 Beschäftigten am Hauptsitz in Rostock ist AIDA Cruises der größte private Arbeitgeber in Mecklenburg-Vorpommern. Weitere rund 400 Mitarbeitende arbeiten am Standort Hamburg. Die Flotte umfasst derzeit elf Schiffe und gilt als eine der technologisch fortschrittlichsten weltweit.