Wer an Spaniens sonniger Costa del Sol unterwegs ist, entdeckt zwischen Torrox und Nerja nicht nur traumhafte Strände und malerische Buchten, sondern mit etwas Aufmerksamkeit auch ein kleines architektonisches Wunderwerk: ein Miniatur Schloss, errichtet von einem dänischen Künstler.
Anton Jensen, der kreative Kopf hinter diesem einzigartigen Projekt, hat mit viel Liebe zum Detail ein weiteres Meisterstück geschaffen, das die Aufmerksamkeit von Spaziergängern, Touristen und Einheimischen gleichermaßen auf sich zieht.
Jensens jüngste Kreation thront direkt an der Küste von Torrox Costa, gegenüber der Urbanisation Calaceite. Schon zuvor hatte er mit dem „Castillo del Búho“ (auf Deutsch: „Eulenschloss“) für Begeisterung gesorgt. Dieses erste Miniaturbauwerk, das im Herbst 2021 auf einem Felsen zwischen El Morche und Lagos errichtet wurde, zog schnell die Blicke auf sich. Nun hat er nachgelegt und eine weitere kleine Festung am Meer erschaffen – eine Hommage an die Fantasie, die Natur und die Architektur.
Die neue Miniaturburg erinnert an die mittelalterlichen Festungen, die einst die Küsten Spaniens gegen Piraten und feindliche Angriffe schützen sollten. Mit Türmchen, kleinen Fenstern und detailreichen Mauern scheint es, als hätte Jensen einen längst vergessenen Wehrbau im Miniaturformat rekonstruiert. Dabei verwendet er Natursteine und Materialien aus der Umgebung, die sich harmonisch in die Landschaft einfügen.
Anton Jensen ist in der Gegend längst kein Unbekannter mehr. Der Däne, der seit einigen Jahren an der Costa del Sol lebt, ist für seine außergewöhnlichen Kunstwerke bekannt, die sich perfekt in die Natur einfügen. Mit viel handwerklichem Geschick und einer tiefen Leidenschaft für Architektur und Geschichte schafft er Werke, die zum Träumen einladen.
Seine Miniaturburgen sind keine kommerziellen Projekte, sondern Ausdruck einer persönlichen Leidenschaft. „Ich will den Menschen eine kleine Freude bereiten, ihnen zeigen, dass Kunst überall entstehen kann – sogar an den unerwartetsten Orten“, soll Jensen einmal gesagt haben.
Während die meisten Künstler ihre Werke in Galerien ausstellen, nutzt Jensen die freie Natur als seine Leinwand. Das macht seine Miniaturen nicht nur besonders, sondern auch zu einem echten Geheimtipp für Reisende.
Eine berechtigte Frage ist, wie lange die Miniaturburg an ihrem Standort überdauern wird. Während Jensens „Castillo del Búho“ seit 2021 Wind und Wetter trotzt, bleibt abzuwarten, ob auch die neue Festung lange erhalten bleibt.
Die Natur spielt hierbei eine große Rolle. Regen, Wind und das salzige Meeresklima setzen den kleinen Bauwerken zu. Doch genau das ist es, was Jensens Kunst so besonders macht – sie ist vergänglich und verändert sich mit der Zeit.
Ein weiteres Risiko sind menschliche Einflüsse. Es wäre nicht das erste Mal, dass Kunstwerke in der freien Natur beschädigt oder sogar zerstört werden. Einige Besucher gehen respektvoll mit der Miniaturburg um, andere hingegen könnten auf die Idee kommen, Steine zu entfernen oder das Werk zu manipulieren.
Trotz dieser Unsicherheiten bleibt die Miniaturburg ein Highlight für all jene, die mit offenen Augen durch die Welt gehen und in den sozialen Medien sorgt das Bauwerk für Aufsehen. Viele Besucher machen Fotos und teilen diese auf Instagram, Facebook oder TikTok. Unter Hashtags wie #MiniaturSchloss, #Torrox oder #CostaDelSol sammeln sich zahlreiche Bilder der Miniaturburg. Die Neugier wächst – und damit auch die Zahl derjenigen, die sich auf die Suche nach Jensens Werk begeben, und somit bleibt es auch digital erhalten.
Eine Burg, die keiner erwartet – und doch jeden berührt
Man könnte achtlos vorbeigehen. Der Wind bläst vom Meer herüber, die Gischt schlägt gegen die Felsen, und irgendwo schreit eine Möwe, als hätte sie eine Meinung. Das Stadtbild von Torrox Costa steht stumm in der Sonne, weiß und auf Funktionalität bedacht. Doch dann – mitten im scheinbar Belanglosen – ein kleiner Widerstand gegen die große Gleichgültigkeit.
Eine Burg. Winzig, aber da. Ein Schloss aus Steinen, von Hand aufgeschichtet, von einem Dänen, der sich dem Zweckdenken der Gegenwart widersetzt. Und plötzlich ist alles anders.
Man bleibt stehen, vielleicht nur für eine Minute, vielleicht länger. Betrachtet das Miniaturwerk, das keine Zweckbestimmung hat, kein Hotel ist, keine Ferienwohnung, keine Verkaufsfläche. Es ist einfach – eine Burg. Eine Idee aus vergangenen Zeiten, hineingebaut in die Gegenwart, mitten in das Nirgendwo, das jetzt ein Irgendwo ist.
Vielleicht ist es genau das, was Reisen ausmacht. Nicht die Sehenswürdigkeiten aus den Hochglanzbroschüren, nicht die mit Sternen versehenen Orte, sondern diese stillen Überraschungen, die sich nur denen offenbaren, die hinschauen. Ein Schloss, das keiner braucht – und das dennoch jeden berührt.
Man stellt sich den Erbauer vor. Einen Mann, der sich hinhockt, Steine auswählt, einen Plan hat, aber keinen Bauantrag stellt. Der nicht fragt, ob er darf, sondern einfach macht. Der aus einer bloßen Küste ein Königreich erschafft, das man nur sieht, wenn man es sehen will.
Und dann dieser Schriftzug: „En Memoria de Karina.“
Ein Name, ein Gedenken, eine Geschichte, die nicht erzählt wird – nur angedeutet. Wer war sie? Jemand, der an diesem Ort lachte, der die Wellen beobachtete, sich vom Wind durchpusten ließ? Oder jemand, den das Leben davongetragen hat, viel zu früh?
Man steht davor, der Blick schweift hinaus auf das Meer, dorthin, wo die Geschichten enden oder beginnen. Vielleicht war Karina einmal hier.
Und dann geht man weiter. Aber ein kleines Stück von Karina, von der Burg, von diesem Ort bleibt in einem zurück.