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Einen Löffel Gesundheit, bitte.

von Carsten Bornhöft
Tomatenmark in Schale mit frischen Tomaten und Knoblauch auf blauem Untergrund – Symbolbild für gesunde Ernährung und Lycopin.

Wer sich ernsthaft mit seiner Gesundheit beschäftigt, stellt irgendwann fest: Irgendetwas fehlt. Nicht unbedingt ein Symptom, aber ein Gefühl. Der Körper ist nicht im Lot. Man sucht nach dem richtigen Hebel – oft in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, Pulvern, Kapseln oder Diätplänen, die mehr versprechen, als sie halten. Dabei wäre es manchmal einfacher, ehrlicher – und günstiger. Denn bevor man in teure Superfoods investiert oder dubiose Kuren startet, kann man es auch mit der einfachsten Lösung der Welt versuchen: mit Lebensmitteln.

Ein Löffel Gesundheit: Was wirklich in Tomatenmark steckt

Eines dieser Lebensmittel ist Tomatenmark. Fast ein Medikament, aber immer noch ein Nahrungsmittel. Und erstaunlich leicht einzunehmen. Kein Kochen, kein Aufwand, kein Wellnessversprechen auf der Verpackung – sondern einfach nur: ein Löffel. Direkt. Pur.

Was zunächst unscheinbar klingt – ein Klacks rote Paste – entpuppt sich bei näherem Hinsehen als eine konzentrierte Form dessen, was unser Körper kennt, aber zu selten bekommt. Geschmack, der nicht beschwichtigt, sondern strukturiert. Inhalt, der nicht aufgeblasen, sondern verdichtet ist. Tomatenmark ist kein Lifestyle-Produkt, es macht keine großen Worte. Aber es wirkt – genau da, wo viele andere versagen.

Tomatenmark entsteht nicht beiläufig. Es wird nicht einfach produziert – es wird reduziert. Reife, sonnengeschwängerte Tomaten werden gekocht, eingedampft, gesiebt, geklärt. Zurück bleibt eine Tiefe, die sich in Ketchup nie finden lässt, weil dort Zucker, Essig und Gewürze den ursprünglichen Charakter verbiegen. Im Mark hingegen ist nichts verkleidet. Es ist der pure, fast unbequeme Tomatengeschmack, nackt und kompromisslos. Und das macht ihn so wertvoll.

In einem Esslöffel stecken, je nach Konzentration, bis zu sechs Tomaten – eine verdichtete Dosis an Geschmack und Substanz. Und mehr noch: ein Stück Geografie. Es schmeckt nach Feldern, nach Sonne, nach Erde. Es schmeckt wie etwas, das bleiben will. Und dabei ist es nicht nur aromatisch, sondern auch physiologisch sinnvoll. Denn was viele übersehen: Tomatenmark enthält eine der höchsten Konzentrationen von Lycopin, einem sekundären Pflanzenstoff, der Zellen schützt, Entzündungen hemmt und die Gefäßwände geschmeidig hält. Lycopin kann zudem die Aufnahme bestimmter Mikronährstoffe im Darm verbessern – besonders, wenn etwas Öl im Spiel ist. Ein Tropfen gutes Olivenöl mit dem Löffel Mark steigert nicht nur die Bioverfügbarkeit, sondern veredelt auch das Geschmackserlebnis. Lycopin wird derzeit intensiv erforscht: Es steht im Verdacht, bestimmte Krebsarten – insbesondere Prostatakrebs – in ihrer Entstehung zu hemmen. Auch positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System, den Blutdruck und die Augengesundheit werden diskutiert. Manche Studien deuten sogar auf einen Einfluss auf die Hautalterung hin. Anders als viele Vitamine wird Lycopin durch Erhitzen nicht zerstört, sondern aktiviert. Es ist ein Geschenk, das die Hitze braucht, um wirksam zu werden. Und das macht Tomatenmark – paradoxerweise – gesünder als rohe Tomaten.

Wer Tomatenmark pur isst, betreibt also nicht Eskapismus, sondern Nahrungspolitik im Kleinen. Es ist eine Entscheidung gegen künstlich angereicherte Trendprodukte. Ein klares „Nein“ zu Smoothies, die mit Chia und Spirulina um Aufmerksamkeit buhlen – und zu jenen Dosen mit Nahrungsergänzungspillen, die Lycopin mit bunten Bildern verkaufen, aber wenig Wirkung entfalten. Diese Produkte sind meist nicht nur unnötig, sondern auch erstaunlich teuer für das, was sie leisten. Und ein ebenso klares „Ja“ zu etwas, das seit Jahrhunderten im Topf brodelt, ohne jemals ein Influencer zu werden.

Wenn der Kühlschrank ruft: Tomatenmark gegen Heißhunger

Es gibt Nächte, in denen die Küche ruft, obwohl der Magen schweigt. Man streift durch den Kühlschrank, sucht nach Trost, nach etwas, das das Bedürfnis nach Süßem, nach Chips, nach irgendeiner Betäubung stillt. Und dann, versuchsweise, dieser Löffel Tomatenmark. Und etwas kippt. Die Säure, das Umami, das herbe Gefühl auf der Zunge – sie brechen die Lust auf Zucker mit einer Selbstverständlichkeit, die überrascht. Weil sie nicht verführen, sondern klären. Der Mund ist beschäftigt, das Hirn hört auf zu nörgeln, und die Impulswelle ebbt ab.

Auch nach langen Abenden mit zu viel Fett, zu viel Alkohol, zu viel Leben, kann Tomatenmark helfen. Kein Allheilmittel, aber ein Anker. Ein bitterer, klarer Kontrapunkt zum süßen Rausch. Es regt Speichel an, bringt Verdauung in Gang, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Kein Detox im Marketinggewand, sondern ein echtes Lebensmittel mit Wirkung.

Achtsamkeit bei der Anwendung: Qualität, Lagerung und Respekt

Aber – und das ist wichtig – es verlangt Respekt. Wer Tomatenmark in die heiße Pfanne knallt, ohne Vorbereitung, riskiert das Gegenteil des Guten. Es verbrennt schnell, wird bitter, verliert seine Wirkung. Ein wenig Öl, ein wenig Achtsamkeit – mehr braucht es nicht, um die Aromatik zu bewahren. Hitze ja, aber nicht Aggression. Und auch bei der Lagerung gilt: weniger Sorglosigkeit, mehr Aufmerksamkeit. Viele glauben, ein bisschen Rest in der Tube sei ewig haltbar. Doch Tomatenmark kann schimmeln, auch ohne sichtbaren Flaum. Besonders dann, wenn man mit dem Löffel direkt reingeht oder die Tube offen herumliegt.

Der Geruch von verdorbenem Tomatenmark ist unverkennbar – metallisch, dumpf, fast wie altes Blut. Wer ihn einmal erlebt hat, wird nie wieder sorglos aufdrehen. Deshalb: saubere Löffel, luftdichter Verschluss, und am besten: Tuben aus Bio-Anbau, ohne Zuckerzusatz, doppelt oder dreifach konzentriert. Nicht, weil man ein Gourmet sein muss – sondern weil der Unterschied schmeckbar ist.

Und dann, wenn alles passt – der Moment. Der Löffel. Keine Zutat, kein Rezept, kein Anlass. Nur du, das Mark, und vielleicht eine Ahnung von Sommer. Manche trinken Espresso, andere löffeln Mark. Beide haben Recht.

Denn Tomatenmark pur ist kein Ersatz für etwas. Es ist etwas Eigenes. Eine Entscheidung. Ein kleines Ritual inmitten des Alltags, das nichts fordert, aber viel gibt. Keine Kalorienbombe, keine Inszenierung – sondern ein Löffel Klarheit. Vielleicht wird es nie Mode. Vielleicht bleibt es ein Geheimnis derer, die lieber Substanz als Show wollen.

Zum Schluss sei gesagt: Ja, es gibt stärkere Antioxidantien als Lycopin – Astaxanthin wird oft als das potenteste seiner Art gehandelt. Doch während man für eine kleine Kapsel tief in die Tasche greifen muss, reicht beim Tomatenmark ein Löffel, erwärmt mit etwas Olivenöl. Wer regelmäßig gutes Tomatenmark zu sich nimmt, integriert die Wirkung ganz selbstverständlich in seine Ernährung. Und spart sich nicht nur Geld, sondern auch die Frage, ob das teuerste wirklich das beste ist.

Lycopin in Tomatenmark Lycopin ist ein sekundärer Pflanzenstoff mit starker antioxidativer Wirkung. Er schützt Zellen, unterstützt die Gefäßgesundheit und wird besonders gut aufgenommen, wenn Tomatenprodukte erhitzt und mit etwas Öl verzehrt werden. Tomatenmark gehört zu den Lebensmitteln mit dem höchsten Lycopingehalt.

Lycopin vs. Astaxanthin Beide Stoffe zählen zur Familie der Carotinoide. Lycopin (v. a. in Tomaten) wirkt stark antioxidativ, besonders auf Zellen und Blutgefäße. Astaxanthin (aus Algen, oft in Kapseln) gilt als noch stärker, besonders im Hautschutz und gegen Entzündungen. Der Unterschied: Lycopin ist ein Teil der täglichen Ernährung – Astaxanthin meist ein Supplement. Beide haben ihre Berechtigung, aber Tomatenmark ist einfacher verfügbar und natürlich eingebettet.

Quellen-Nachweis – Bundeszentrum für Ernährung (bzfe.de)
– Deutsche Gesellschaft für Ernährung (dge.de)
– „Lycopene: Health effects and dietary sources“, Journal of Nutritional Biochemistry
– Comparative studies on carotenoids: Lycopene vs. Astaxanthin, PubMed (2022)

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