Home GesundheitMenschGesundheit & HygieneGute Gesundheit für die Füße

Gute Gesundheit für die Füße

von Carsten Bornhöft
High Heels - schön anzuschauen jedoch sicherlich kein Schuh für alle Zwecke

Warum wir oft in die falschen Schuhe schlüpfen – und wie es besser geht

Unsere Füße – sie tragen uns durch das Leben, ganz selbstverständlich, ganz unten. Doch obwohl sie das Fundament unseres Körpers sind, bekommen sie oft nicht die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt. Stattdessen zwängen wir sie in enge, drückende, schlecht gepolsterte oder schlicht ungeeignete Schuhe, als wären sie das Anhängsel eines missverstandenen Modetrends – nicht der Schlüssel zu aufrechter Haltung, gesunder Wirbelsäule und beschwerdefreiem Gang. Die Folge? Schmerzen in den Knien, Rückenbeschwerden, Hüftprobleme, Fehlstellungen wie Hallux valgus oder Fersensporn – also Symptome, bei denen viele nicht zuerst an den Schuh denken, sondern lieber den Orthopäden konsultieren, der dann Einlagen verschreibt, als wäre das die logische Reaktion auf einen jahrelangen Missbrauch am eigenen Bewegungsapparat.

Die Wahrheit ist: Viele dieser Beschwerden könnten durch bewusstes Gehen und vor allem durch richtige Schuhe verhindert oder zumindest deutlich abgemildert werden. Doch was heißt hier richtig? Ein guter Schuh ist kein Luxusmodell mit eingesticktem Markenlogo, sondern eine funktionale Hülle, die dem Fuß Platz gibt, ihn unterstützt, ihn nicht verformt. Breite Zehenbox, flexible Sohle, keine Absatzhöhe – das klingt nicht nach Pariser Laufsteg, aber nach Alltagstauglichkeit für ein langes Leben aufrecht und ohne Schmerzen.

Wer sich einmal bewusst gemacht hat, dass der große Zeh als Gegenspieler zur Ferse die Aufgabe hat, unser Gleichgewicht zu sichern, der wird nie wieder freiwillig in spitz zulaufende Schuhe steigen, in denen die Zehen sich wie Sardinen im Blech zusammenpressen. Auch Absätze – so schön sie manchmal aussehen mögen – verschieben die natürliche Körperachse. Der Mensch ist nicht dafür gemacht, dauerhaft vornüber zu kippen. Frauen, die jahrzehntelang Absatzschuhe tragen, entwickeln mit hoher Wahrscheinlichkeit verkürzte Wadenmuskeln, eine nach vorne kippende Beckenstellung und chronische Rückenschmerzen. Das ist keine These aus der Öko-Ecke, das ist belegbar.

Die Umstellung auf „besseres Gehen“ braucht jedoch Geduld. Der erste Schritt ist tatsächlich ein bewusster: Wann habe ich das letzte Mal meine Schuhe genau betrachtet? Habe ich wirklich Platz für die Zehen? Oder suggeriert mir nur die Größe 43, dass alles passt, obwohl der Schuh vorn schmaler ist als mein Fuß selbst? Es hilft, sich einmal barfuß auf ein Blatt Papier zu stellen und die eigene Fußform zu umranden – und diesen Umriss dann mit dem Schuh zu vergleichen. Überraschung: Der Fuß ist fast immer breiter.

Ein weiterer Punkt ist die Gewohnheit. Viele Menschen haben sich einen „falschen Gang“ angewöhnt – mit harten Fersenauftritten, rollunfähiger Bewegung, oft bedingt durch steife Schuhe. Die bessere Alternative: Schuhe mit Nullabsatz und flexibler Sohle, sogenannte Barfußschuhe. Sie zwingen zur Achtsamkeit, fördern die Fußmuskulatur, aktivieren die Sehnen und stärken die Balance. Das kann anfangs zu Muskelkater führen – aber das ist kein Schmerz, das ist ein Signal, dass die Füße wieder mitreden wollen.

Auch Barfußgehen selbst, so oft wie möglich, ist kein esoterischer Vorschlag, sondern eine Rückkehr zur Normalität. Über Wiesen, Sand, Waldboden – oder wenigstens in der Wohnung. Der Fuß will fühlen, will arbeiten, will sein volles Bewegungsrepertoire ausschöpfen. Wer ihm das verweigert, der muss sich nicht wundern, wenn der Bewegungsapparat irgendwann kollabiert.

Und schließlich: Die Wahl des Schuhs ist auch eine Form von Selbstachtung. Wer sich billig und unüberlegt bettet, läuft nicht gut. Wer sich sorgfältig kleidet, aber seinen Füßen Ramsch zumutet, der betreibt Kosmetik ohne Fundament. Dabei braucht es keine teure Marke – sondern Wissen. Eine gute Passform, weiches, atmungsaktives Material, eine flache, dämpfungsarme Sohle – und vor allem: die Bereitschaft, auf den eigenen Körper zu hören.

Denn der Fuß lügt nicht. Er meldet sich nur oft zu spät – dann, wenn es wehtut. Umso wichtiger ist es, ihm zuvorzukommen. Wer seine Füße pflegt, stärkt sein Gleichgewicht, seine Haltung, seine Ausdauer – kurz: sein Leben. Man kann sich also die teuren Einlagen sparen, wenn man vorher das Richtige anzieht.

Und manchmal beginnt der Wandel mit einem einfachen Schritt. In den richtigen Schuhen.

ⓘ Falsche Schuhe sind laut einer Studie des Royal National Orthopaedic Hospital in London für rund 80 % aller chronischen Fußprobleme verantwortlich. Besonders betroffen sind Frauen über 40, aber auch Kinder, deren Füße sich noch im Wachstum befinden, tragen oft viel zu kleine oder zu enge Schuhe. Orthopäden raten daher: Füße regelmäßig vermessen, insbesondere bei Kindern, auf breite Zehenbox und flexible Sohle achten. Barfußlaufen stärkt zudem nachweislich die Fußmuskulatur – das wurde u. a. durch eine 2019 veröffentlichte Studie der Universität Jena bestätigt.

Quellen-Nachweis
– Royal National Orthopaedic Hospital (UK), Pressemitteilung zur Fußgesundheit, 2021
– Universität Jena: Effekte des Barfußlaufens auf die Fußmuskulatur, 2019
– Harvard Health Publishing: Are high heels bad for you?, 2020
– Stiftung Warentest: Kinderschuhe im Test – jedes dritte Paar zu klein, 2022

Jeden Samstag frisch im Postfach

Der Yivee-Newsletter liefert dir kluge Gedanken, spannende Artikel und exklusive Einblicke. Kostenlos. Ehrlich. Lesenswert.

Yivee.de

ähnliche Artikel

Diskutieren Sie mit