1965 – 2025 Sie war nie dafür gebaut, im Licht zu stehen. Und doch stand sie da – eine junge Frau mit großen Augen, einem offenen Lächeln und einer Stimme, die oft zu leise klang für die Lautstärke des Show Business.
Nadja Abd el Farrag, genannt Naddel, war keine Schauspielerin, keine berechnende Selfmade-Ikone, keine Markenarchitektin in eigener Sache. Sie war einfach da. Und das reichte, um gesehen zu werden.
Bekannt wurde sie, weil ein Mann sie auswählte. Dieter Bohlen, der Pop-Titan mit dem Stahlblick, machte sie zur Begleiterin – und die Öffentlichkeit zur Kommentatorin ihres Lebens. Man sah eine schöne Frau an der Seite eines sehr lauten Mannes. Was man nicht sah: wie sich ein Mensch verliert, wenn er zur Kulisse erklärt wird.
Naddel hatte keine Rüstung. Keine PR-Mauer, keinen Management-Panzer. Was sie hatte, war eine gewisse Wärme, die in Interviews manchmal durchbrach wie Sonnenlicht durch Jalousien. Da war jemand, der das Leben zu nah an sich heranließ – das Gute wie das Schlechte.
Was folgte, war eine Reihe von Versuchen. Buchverträge, Moderationen, Reality-TV-Auftritte. Jeder Schritt war ein Neustart, aber nie ein neuer Anfang. Immer war da der Schatten der Vergangenheit, die Etikettierung, die sich nicht abschütteln ließ. Bohlen-Ex, Skandalnudel, Boulevardfigur. Die Schlagzeilen wurden härter, der Blick der Öffentlichkeit kälter. Aus der Frau wurde ein Fall.
Und dann kam Andreas Ellermann.
Während andere längst wegsahen, kam er näher. Nicht laut, nicht werbewirksam, sondern einfach da. In den letzten Monaten ihres Lebens war er einer der wenigen, die blieben. Die nicht fragten, was man aus ihr machen kann, sondern einfach fragten, wie es ihr geht. Er unterstützte sie, begleitete sie, stand mit ihr auf der Bühne – als Partner in einem späten Auftritt, aber vor allem als Mensch an ihrer Seite.
Dass er nun ihre Beerdigung bezahlt, ist keine PR-Geste, kein Sponsoring des letzten Akts. Es ist ein Zeichen von Würde in einer Welt, die oft nur an der Oberfläche kratzt. Ein stilles Ehrenzeichen, das zeigt: Da war jemand, der nicht vergessen hat, dass hinter der öffentlichen Figur ein Mensch stand – mit Ängsten, mit Träumen, mit einer Geschichte, die nie zu Ende erzählt wurde.
Naddel starb mit 60 Jahren – einem Alter, in dem andere ihr Leben ordnen, Bilanz ziehen, Zukunft verschenken. Bei ihr reichte die Kraft des Körpers nicht mehr. Die medizinische Diagnose lautete Organversagen. Die gesellschaftliche vielleicht: Erschöpfung an der Rolle, die sie nie ganz wählen konnte.
Es ist einfach, sie zur tragischen Figur zu machen. Aber das wäre falsch. Es gab sie, die kleinen Siege. Die leisen Momente der Souveränität. Das Wiederlächeln nach Monaten der Funkstille. Die Hoffnung, dass das Leben nochmal kehrt macht. Diese Hoffnung war nie tot, nur müde.
Und so bleibt ein Bild: eine Frau, die nie so recht ankam im Glitzer, und ein Mann, der in ihren letzten Monaten etwas aufrichtete, das heute selten geworden ist: Verantwortung.
Vielleicht sollte man Nadja Abd el Farrag nicht erinnern, weil sie berühmt war, sondern weil sie – mit all ihrer Unbeholfenheit, ihrer Offenheit, ihrer Erschöpfung – so unfassbar menschlich war. Und weil Andreas Ellermann gezeigt hat, dass es manchmal reicht, einfach nicht zu gehen.
ⓘ Nadja Abd el Farrag,
auch bekannt als „Naddel“, wurde am 5. März 1965 in Hamburg geboren. Sie war gelernte medizinische Fachangestellte und wurde durch ihre Beziehung zu Dieter Bohlen öffentlich bekannt. Später arbeitete sie als Moderatorin, Sängerin und Reality-TV-Teilnehmerin. In den letzten Jahren lebte sie zurückgezogen und hatte mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Sie starb im Mai 2024 im Alter von 60 Jahren.
🔗 Wikipedia-Artikel zu Nadja Abd el Farrag