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Ist ein Döner gesund? – Zwischen Imbisskultur und Ernährungsethik

by Carsten Bornhöft
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Frisch zubereiteter Döner mit gegrilltem Fleisch, Salat und Joghurtsoße in Fladenbrot, Nahaufnahme.

Ist ein Döner gesund? – Zwischen Imbisskultur und ErnährungsethikEine journalistische Annäherung an das wohl am häufigsten falsch eingeschätzte Fastfood Deutschlands – Der Döner. Warm, fettig, duftend, einhändig verzehrbar – und in beinahe jeder deutschen Stadt an irgendeiner Ecke zu bekommen. Ein Imbiss, der nicht nur satt macht, sondern auch Sozialstudien ermöglicht. Denn am Dönerspieß kreuzen sich Schicksale, Schulpausen, Nachtschichten, das Bedürfnis nach Sättigung und das Streben nach Geschmack. Doch wie steht es um seine Gesundheitstauglichkeit?

„Einmal mit alles, aber gesund bitte“ – Wunsch und Wirklichkeit.

Zunächst die nüchterne Frage: Was ist eigentlich drin? In einem klassischen Döner finden sich Fleisch – meist Kalb, Huhn oder Pute – Weißbrot, Salat (häufig Eisberg, Tomaten, Zwiebeln, gelegentlich Rotkohl), dazu Soße auf Joghurtbasis oder, je nach Geschmack, scharfer Variante. Auf dem Papier klingt das gar nicht so übel: Proteine, Ballaststoffe, ein wenig Gemüse.

Doch das Problem liegt im Detail: das Brot ist Weißmehl, die Soßen oft zuckrig und fetthaltig, das Fleisch teils vorgewürzt mit Zusatzstoffen, der Salzgehalt hoch. Kurzum: Der Döner ist ein Balanceakt. Kein Totalausfall, aber auch keine grüne Smoothie-Bowl.

Ernährungsphysiologisch gesehen bringt er rund 600 bis 900 Kilokalorien auf die Waage – je nach Größe, Soße und Fleisch. Damit bewegt er sich im Bereich einer kompletten Mahlzeit, keine Frage. Doch die Verteilung der Makronährstoffe lässt zu wünschen übrig: wenig komplexe Kohlenhydrate, viel gesättigtes Fett, kaum hochwertige Fette. Ein sportlich aktiver Mensch wird davon nicht sterben, ein Diabetiker aber sollte zweimal nachdenken.

Verglichen mit einem durchschnittlichen Fast-Food-Burger liegt der Döner allerdings gar nicht so schlecht im Rennen. Während der Burger meist mit frittierten Beilagen daherkommt, bringt der Döner immerhin frisches Gemüse mit, sofern man es denn nicht abbestellt. Klar: Auch im Döner steckt Weißbrot, oft in beachtlicher Menge – doch zumindest wird es nicht frittiert. Es ist, als würde man sagen: Der eine ist eine Katastrophe, der andere ein kontrolliertes Risiko.

Und dann gibt es noch den Pom-Döner. Eine Erfindung, die so deutsch ist wie Currywurst mit Brötchen – und so gnadenlos ehrlich. Fett trifft auf Kohlenhydrat, trifft auf Soße, trifft auf Resignation. Wer das bestellt, sucht keine Mahlzeit mehr, sondern Trost. Oder den Katerkiller für 4 Uhr morgens.

Die Wahrheit ist: Döner ist nicht gleich Döner. Während man früher tatsächlich oft das Gefühl hatte, das Fleisch sei dreimal durch den Wolf gegangen – metaphorisch wie technisch –, gibt es heute ambitionierte Buden mit Bio-Zertifikat, regionaler Herkunft und klarer Zutatenliste. Der Döner hat sich emanzipiert, zumindest stellenweise.

In Berlin pilgert man zu Kultläden, die in sozialen Netzwerken gefeiert werden wie ein Popstar-Auftritt. In Köln, Hamburg, München – überall gibt es sie, diese kleinen Heiligtümer, in denen der Spieß rotiert wie ein Symbol der urbanen Esskultur. Der einstige Imbiss für Zwischendurch hat sich zum Kultobjekt gemausert – und zur Bühne für Foodblogger und Instagram-Inszenierungen.

Natürlich hat auch der vegane Zeitgeist nicht Halt gemacht vor dem Dönerspieß. Statt Fleisch gibt es hier Seitan, Tofu oder Jackfruit – meist in anständiger Konsistenz und mit ausreichend Würze, um selbst Fleischfreunde ins Grübeln zu bringen. Auch diese Variante kann gesund sein – wenn die Soße mitspielt. Doch auch hier lauert das Problem oft im Detail: versteckte Zucker, Verdickungsmittel, industriell optimierte Geschmacksträger.

Und doch: Wer auf Qualität achtet, kann mit einem veganen Döner eine vollwertige Mahlzeit zu sich nehmen, die durchaus ihren Platz in einem gesunden Lebensstil finden darf. Es bleibt, wie so oft: Der Döner ist das, was man daraus macht – und wo man ihn kauft.

Man kann ihn lieben, man kann ihn meiden – aber man kommt kaum an ihm vorbei. Der Döner ist ein Spiegel seiner Gesellschaft: günstig, schnell, massenkompatibel. Und doch offen für Veränderung. Wer klug auswählt, bekommt ein akzeptables Essen, das den Körper nicht zwingend ruiniert. Wer gedankenlos bestellt, nimmt eben in Kauf, dass sein Mageninhalt eher ein Chemiebaukasten denn eine mediterrane Oase ist.

Es bleibt ein Snack – einer, den man mit Bedacht genießen kann. Und der zeigt, wie sich Esskultur wandelt. Von der Ecke zum Event, vom Spieß zur Story, vom Klischee zum Kult. Mit allen Widersprüchen, die dazugehören.

Wir sagen es nicht, weil wir es müssen. Wir sagen es, weil wir es wissen: Ein Döner ist kein Teufelswerk. Aber auch kein Heilsversprechen. Wer ihn isst, sollte nicht nur Appetit, sondern auch Augenmaß mitbringen. Und vielleicht ab und zu die Soße weglassen. Nicht alles, was gut läuft, muss auch gleich flutschen.

Yivee.de

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