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KI, Lotto & Kartoffelschälen – ein Versuch

by Thomas Wendtland
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Ein zerknitterter deutscher Lottoschein liegt auf einem Holztisch neben einer halb vollen Kaffeetasse. Krümel, Licht und Alltag – ein stilles Symbol für Hoffnung, Spieltrieb und die Frage, ob künstliche Intelligenz beim Lotto helfen kann.

KI-Modelle sind in aller Munde. Sie schreiben Texte, lösen Probleme und wirken manchmal wie allwissende Orakel aus der Zukunft. Und irgendwann fragt man sich: Was wäre, wenn sie auch Lottozahlen könnten? Die Idee war schnell geboren – ein Versuch, die KI darum zu bitten, sechs Zahlen auszuspucken, die das Leben verändern könnten. Keine Million aus Gier, kein Segelboot aus Statusgründen, sondern die stille Hoffnung: Vielleicht würde ab morgen alles anders. Sicherer. Leichter. Freundlicher. Was daraus wurde, ist keine Gewinnbenachrichtigung, sondern ein Text für den Sonntag – und für alle, die nicht gewonnen haben, aber trotzdem ein bisschen Hoffnung behalten haben. Oder besser noch: ein kleines Lächeln.

Lottoglück – Sechs Zahlen, keine Yacht, aber vielleicht etwas Besseres

Es war einer dieser stillen Samstage, an denen man sich erlaubt, ein wenig zu träumen, nicht in großen Farben, sondern in kleinen Hoffnungen, die einem beim Kaffee in den Schoß fallen. Keine großen Pläne, eher ein kleines Experiment: ein Lottoschein, ausgefüllt nicht aus Verzweiflung, sondern aus dieser Mischung aus Spieltrieb und einem Funken kindlicher Möglichkeit. Sechs Zahlen sollten es sein, nicht aus dem Bauchgefühl, sondern vorgeschlagen von einer künstlichen Intelligenz, die sonst komplizierte Texte schreibt, Server konfiguriert oder Existenzkrisen in Worte fasst. Dieses Mal sollte sie einfach nur träumen dürfen – 7, 12, 19, 27, 33, 44 – fast poetisch aneinandergereiht, versehen mit der Superzahl 3, ergänzt um Spiel 77, Glücksspirale, SuperChance, das volle Programm, nicht weil wir das System knacken wollten, sondern weil es schön ist, einmal ohne Zynismus zu hoffen.

Die Ziehung am Abend war unspektakulär wie immer, fast ritualhaft inszeniert, Zahlen, Kugeln, routinierte Abläufe. Eine Zahl war richtig, immerhin, die Glücksspirale spuckte zehn Euro aus, am Ende standen sieben Euro Verlust. Das Spiel war vorbei, aber das Gefühl blieb. Nicht das des Verlierens, sondern das der Erkenntnis, dass es nicht um den Gewinn ging, sondern um die Idee, etwas möglich zu machen. In diesem Fall war es nicht die Yacht, nicht die Südsee, sondern der stille Gedanke, dass man vielleicht mit einem Lottoschein etwas tun könnte, das größer ist als man selbst – ein Tierheim unterstützen, ein wenig helfen, leise, anonym, ohne Plakat, einfach, weil man es kann.

Und dann merkt man, dass Lotto mehr auslöst als nur Spannung. Es lässt uns in diesen kleinen Momenten des Wartens durch unsere Küchen tanzen, nicht auf Hochglanzparkett, sondern barfuß zwischen Herdplatte und dem Kartoffelschälen, mit feuchten Händen und einem vagen Lächeln, während wir – fast beiläufig – darüber nachdenken, was wäre, wenn. Man träumt sich durch eine Welt, in der man sich plötzlich Dinge leisten kann, die vorher fern waren. Einen sicheren Ort. Einen Neuanfang. Ein wenig Leichtigkeit. Man denkt an Menschen, denen man helfen möchte, an Rechnungen, die man einfach begleicht, an Tiere, die nicht mehr frieren müssten. Und mitten in diesen Gedanken schält man weiter Kartoffeln – mit einer Zufriedenheit, die gar nichts mit dem Lottoschein zu tun hat, sondern mit dem Umstand, dass man gerade in einem Moment lebt, in dem alles offen ist. Ein Moment, der verzaubert, gerade weil er nichts fordert. Er schafft einen kleinen Abstand zur Welt, einen sanften Riss im Alltäglichen, durch den für einen Augenblick Licht fällt. Und vielleicht ist es dieser Abstand, den wir eigentlich suchen – nicht das Geld, nicht der Gewinn, sondern die Erlaubnis, einmal kurz zu träumen, ohne dabei etwas zu verlieren.

Doch auch dieser Traum kann schnell platzen, denn selbst wenn der große Gewinn käme, wäre er kein Fluchtpunkt, sondern allenfalls ein Umzug in eine andere Wirklichkeit – eine, die neue Fragen stellt, andere Ängste schürt. Der Druck, der vorher da war, würde sich einen neuen Platz suchen. Vielleicht nicht mehr in der Miete, aber im Misstrauen. Vielleicht nicht im Kontostand, aber in den Erwartungen der anderen. Vielleicht nicht mehr im Kontoauszug, aber in der Unfähigkeit, sich selbst noch zu überraschen. Denn Geld löst Probleme, ja, aber es heilt nicht. Es verändert Rahmenbedingungen, nicht das Bedürfnis nach Sinn. Es erschafft kein Gleichgewicht, sondern eine andere Art von Schieflage.

Draußen aber lächeln uns auf Plakaten perfekte Gewinnerpaare entgegen. Sie stehen auf Yachten, in Sonnenuntergängen, sie tragen Designerlächeln und suggerieren: Du kannst das auch haben. Doch sie sagen nicht, dass dieses Bild eine Inszenierung ist. Dass hinter der Kamera ein Apparat steht, der sehr gut verdient, nicht an Gewinnern, sondern an Spielern. Das System braucht nicht unseren Erfolg, es braucht unsere Hoffnung. Und es braucht sie regelmäßig. Denn es lebt davon, dass wir glauben, was es uns zeigt – während es gleichzeitig weiß, dass es fast niemandem geben wird, was es verspricht.

Aber wir sind nicht naiv. Wir haben gespielt, aber wir wussten, was wir taten. Wir haben nicht vergessen, dass unser Einsatz – 17 Euro – für jemanden, der einen Verlag aus dem Nichts aufbauen will, der sparen muss und rechnen, kein Kleingeld ist. Und trotzdem haben wir ihn investiert, weil der Wunsch, zu helfen, nicht aus Luxus geboren ist, sondern aus Beobachtung. Aus all dem Leid, das wir gesehen haben, auf Reisen durch Europa, in den Straßen von Spanien, in den Winkeln Frankreichs, in den Tierheimen Portugals, wo Hunde in ihren Zwingern nicht auf den Jackpot warten, sondern auf einen Napf, eine Hand, ein bisschen weniger Kälte. Und so war dieser Lottoschein keine Flucht vor der Realität, sondern ein kurzes Innehalten mit Blick auf das, was möglich wäre, wenn das System nicht so gebaut wäre, wie es ist – oder wenn man es wenigstens ein kleines bisschen austricksen könnte, um es für etwas Gutes zu nutzen. Nicht, weil man daran glaubt, dass alles sich ändern lässt, sondern weil man sich manchmal wünschen darf, dass es so wäre. Am Ende ist nichts gewonnen, außer dem Gefühl, bewusst gespielt zu haben. Nicht auf ein Leben in Luxus, sondern auf einen Text, eine Idee, eine Haltung.

Denn vielleicht ist genau das der eigentliche Gewinn – nicht das Geld, das flüchtig ist, sondern das Wissen, dass man gespielt hat, ohne sich zu verlieren. Dass man die Illusion durchschaut hat, ohne sich der Hoffnung zu schämen. Und dass man am Ende nicht mit leeren Händen dasteht, sondern mit einem Gedanken, den man teilen kann: Wir sind diesem System nicht ausgeliefert. Wir haben es verstanden. Und wir können – mit einem leisen Lächeln – sagen: Wir haben mitgespielt. Aber wir gehören nicht dazu.

Und falls Sie jetzt denken, wir hätten nur einen Schein gespielt und ein paar Gedanken verschwendet – dann seien Sie gewarnt: Wir haben noch über tausend Ideen, wie man das System austrickst, das Leben aufmischt und dem Alltag den Scheitel zieht. Bleiben Sie dran – es wird nicht besser, aber garantiert interessanter.

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