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Leitungswasser oder Flaschenwasser

von Thomas Wendtland
Mineralwasser wird aus einer blauen Kunststoffflasche in ein Glas gegossen

Die Frage, ob Wasser aus der Leitung oder aus der Flasche kommt, ist keine reine Geschmacksfrage, sondern ein Unterschied im Ursprung, in der Behandlung und im rechtlichen Rahmen. Beide Formen von Trinkwasser gelten in Deutschland als sicher und werden regelmäßig kontrolliert, doch ihr Weg zum Glas verläuft auf völlig unterschiedlichen Pfaden.

Natürlichkeit und Herkunft: Wo Wasser beginnt

Natürliches Mineralwasser stammt laut Mineral- und Tafelwasserverordnung aus unterirdischen, vor Verunreinigung geschützten Wasservorkommen. Es wird direkt an der Quelle abgefüllt, was gesetzlich vorgeschrieben ist, und muss bestimmte geologische, mikrobiologische und chemische Anforderungen erfüllen. Der Weg des Wassers führt hier über lange Zeiträume hinweg durch verschiedene Gesteinsschichten, wobei es sich mit Mineralien anreichert. Der Reinigungsprozess erfolgt dabei ausschließlich über natürliche Filtration. Eingriffe in die Zusammensetzung sind nur in engen Grenzen erlaubt, etwa zur Entfernung von Eisen oder Schwefel, sofern das Wasser anschließend als ursprünglich rein gilt.

Leitungswasser hingegen wird aus Grundwasser, Oberflächenwasser oder Quellwasser gewonnen und zentral aufbereitet. Es durchläuft technische Reinigungs- und Filterprozesse, bevor es in das Versorgungsnetz eingespeist wird. Die Trinkwasserverordnung legt strenge Grenzwerte für mögliche Rückstände und Schadstoffe fest und schreibt regelmäßige Analysen vor. In Einzelfällen wird das Wasser zur Sicherstellung der hygienischen Qualität mit Chlordioxid oder anderen zugelassenen Desinfektionsmitteln behandelt. Dies geschieht jedoch stets unter Einhaltung gesetzlich erlaubter Konzentrationen.

Qualitätssicherung und Kontrolle: Wer prüft was?

Während Mineralwasser bereits am Quellaustritt bestimmten Mindestanforderungen genügen muss, bevor es überhaupt als solches verkauft werden darf, steht beim Leitungswasser die kontinuierliche Kontrolle im Mittelpunkt. Die Versorger müssen nachweisen, dass alle Grenzwerte eingehalten werden – nicht nur bei der Gewinnung, sondern auch beim Transport durch das Leitungssystem bis in den Haushalt. Die Verantwortung für die Wasserqualität endet dabei am Hausanschluss; ab dort gelten die jeweiligen Rohrleitungen als mögliche Einflussfaktoren, die nicht mehr in den Zuständigkeitsbereich des Versorgers fallen.

Mineralwasser unterliegt der amtlichen Anerkennung, bevor es vermarktet werden darf. Eine solche Anerkennung wird nur erteilt, wenn über mindestens ein Jahr hinweg Untersuchungen ergeben, dass das Wasser mikrobiologisch einwandfrei und in seiner Zusammensetzung konstant ist. Diese Zusammensetzung muss auf dem Etikett deklariert werden. Eine spätere Veränderung ist unzulässig, weshalb die Quelle selbst durch bauliche Maßnahmen und Schutzgebiete langfristig gesichert sein muss.

Wirtschaftsfaktor Wasser: Industrie und Infrastruktur

Die Entscheidung zwischen Flaschen- und Leitungswasser hat nicht nur hygienische oder geschmackliche Dimensionen, sondern wirkt sich auch wirtschaftlich und ökologisch aus. Die Mineralwasserindustrie in Deutschland ist ein bedeutender Wirtschaftszweig, der laut Angaben des Bundesverbands der Deutschen Getränkeindustrie jährlich mehrere Milliarden Euro umsetzt und zehntausende Arbeitsplätze sichert – von der Abfüllung über den Transport bis zum Vertrieb im Handel. Die Infrastruktur rund um Mineralwasser ist hochentwickelt und logistisch aufwändig, was sich in Preis, Verpackung und Transportwegen niederschlägt.

Im Gegensatz dazu wird Leitungswasser über bestehende öffentliche Netze verteilt, was es deutlich günstiger macht. Die laufenden Kosten konzentrieren sich auf Förderung, Reinigung und Wartung des Leitungsnetzes, während Verpackung, Transport und Lagerung entfallen. Auch in ökologischer Hinsicht unterscheiden sich beide Systeme: Rund 70 Prozent des Mineralwassers in Deutschland werden in Mehrweg-Glasflaschen abgefüllt, etwa 30 Prozent jedoch in Einweg-Kunststoffflaschen. Diese verursachen zusätzlichen Müll und weisen im Vergleich zu Leitungswasser einen deutlich höheren CO₂-Fußabdruck auf – insbesondere durch die Logistik und die Herstellung der Verpackung.

Preis, Verpackung und Transport: Unterschiedliche Systeme

In der Praxis ist Leitungswasser nicht nur flächendeckend verfügbar, sondern auch deutlich kostengünstiger. Der Preis pro Liter liegt im bundesweiten Durchschnitt bei etwa 0,2 Cent. Flaschenwasser hingegen kostet – je nach Marke und Herkunft – zwischen 20 Cent und mehreren Euro pro Liter, wobei die Spanne sowohl von Verpackung als auch Transportkosten abhängt. Während Leitungswasser direkt im Haushalt genutzt wird, muss Flaschenwasser abgefüllt, gelagert, transportiert und häufig gekühlt werden.

Mineralwasser wird, wenn es als solches ausgewiesen ist, ausschließlich an seinem Ursprungsort abgefüllt. Das bedeutet, dass sich die Abfüllanlage in unmittelbarer Nähe zur Quelle befinden muss. Diese gesetzliche Regelung soll verhindern, dass das Wasser auf dem Weg zur Abfüllung verunreinigt oder verändert wird. Bei Leitungswasser entfällt dieser Aspekt – es wird direkt im Wasserwerk behandelt und über ein verzweigtes Rohrleitungssystem verteilt.

Wie ich damit umgehe

Am Ende entscheidet kein Laborbericht, sondern der Alltag. Ich trinke überwiegend Leitungswasser. Nicht, weil ich ein Kreuzritter für die Reinheit bin, sondern weil ich keine Lust habe, Kästen zu schleppen, meine Zeit in Supermärkten zu vergeuden oder für Sprudelwasser zu zahlen, als wäre es flüssiges Gold. Ich mag’s praktisch, kalkulierbar, und ehrlich gesagt: still. Ab und zu darf’s ein Sprudel sein – dann greife ich zur Flasche. Aber auch nur, wenn sie mich nicht mit überhöhten Mineralwerten, Werbeversprechen oder ihrem Preis beleidigt. Und wenn ich sehe, dass tausende Lkw durch ganz Deutschland rollen, nur um Wasser von Quelle A zu Regal B zu bringen – mit Dieselmotoren, Lärm und CO₂ im Gepäck – dann frage ich mich schon, ob wir da nicht ein bisschen zu viel Aufwand betreiben für ein Lebensmittel, das bei uns schon aus der Wand kommt.

Trinkwasser im Vergleich: Leitungswasser unterliegt in Deutschland der Trinkwasserverordnung und wird regelmäßig kontrolliert. Natürliches Mineralwasser fällt unter die Mineral- und Tafelwasserverordnung, darf nur minimal behandelt werden und muss direkt an der Quelle abgefüllt werden. Im Schnitt kostet Leitungswasser etwa 0,2 Cent pro Liter, Flaschenwasser zwischen 20 Cent und mehreren Euro. Rund 70 % des Mineralwassers werden in Glasflaschen verkauft, etwa 30 % in Kunststoff.,

Quellen-Nachweis: Die Informationen zur Trinkwasserqualität und gesetzlichen Regelungen basieren auf der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) sowie der Mineral- und Tafelwasserverordnung (MTVO). Daten zur Preisstruktur und Verpackungsverteilung stammen von Statista (2023) und dem Bundesverband der Deutschen Getränkewirtschaft. Ergänzende Einschätzungen zur Wasseraufbereitung und Verbraucherinformation wurden der Verbraucherzentrale Deutschland entnommen.

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