Home GesundheitMenschGesundheit & HygieneVibrionen – die unsichtbare Gefahr in warmen Küstengewässern

Vibrionen – die unsichtbare Gefahr in warmen Küstengewässern

von Hans Mecklenburg
Sommerstrand an der Ostsee mit Badenden im Wasser, im Vordergrund schematische Darstellung von Vibrionen im Meer.

Wenn die Temperaturen steigen, erwacht nicht nur das Strandleben – auch winzige Bakterien nutzen die Wärme. Vibrionen, eine Bakteriengattung mit rund einem Dutzend Arten, sind in Deutschland kaum bekannt, können aber gefährlich werden. Zu ihnen gehört auch der Cholera-Erreger, der hierzulande zwar nicht heimisch ist, doch seine harmloseren Verwandten sorgen zunehmend für Infektionen.

Wo Vibrionen lauern

Vibrionen fühlen sich in salzhaltigen Gewässern in Küstennähe wohl – etwa in Flussmündungen, Buchten und Bodden. Auch leicht salzhaltige Binnengewässer können zum Lebensraum werden. Besonders kritisch wird es, wenn die Wassertemperaturen über 20 °C steigen. Dann vermehren sich die Bakterien rasant. Sie finden sich zudem im Verdauungstrakt von Fischen, Krebsen, Muscheln und sogar Quallen.

Vibrionen (Gattung Vibrio) sind eine eigene Gruppe von Bakterien, die oft im Meerwasser vorkommen und einige Arten können für den Menschen gefährlich sein, wie z.B. Vibrio cholerae, der Erreger der Cholera.

So erfolgt die Ansteckung

Die Infektion kann auf mehreren Wegen erfolgen:

Über rohe oder unzureichend erhitzte Meeresfrüchte

Über verletzte Haut, z. B. bei Wunden oder frisch gestochenen Tattoos

Über das Ohr, meist beim Schwimmen

Die Folgen reichen von Übelkeit, Durchfall und Erbrechen bis hin zu Blutvergiftungen mit möglichem tödlichem Verlauf. In schweren Fällen sterben Gewebe ab, es droht multiples Organversagen. Auch Mittelohrentzündungen und Entzündungen des Gehörgangs können auftreten.

Wer besonders gefährdet ist

Zur Risikogruppe gehören vor allem ältere Menschen und Menschen mit chronischen Erkrankungen. Bei ihnen kann eine Infektion schnell eskalieren.

Inkubationszeit und Meldepflicht

Die Inkubationszeit hängt vom Erreger ab und liegt zwischen 4 Stunden und 4 Tagen. Wichtig: Eine schnelle Behandlung ist entscheidend, da Vibrionen-Infektionen rasant verlaufen können. Erkrankungen unterliegen der Meldepflicht.
Im Jahr 2024 wurden in Deutschland 95 Fälle registriert – Tendenz steigend, da sich die Gewässer mit den Sommern erwärmen.

Kein Grund zur Panik

Wer jetzt denkt, Baden sei gefährlich, liegt falsch. Baden ist erlaubt – und auch das Barfußlaufen am Strand ist kein Grund zur Panik. Ein komplettes Meiden des Wassers wäre keine Lösung. Entscheidend ist das Wissen um die Gefahr:

Offene Wunden sollten beim Baden geschützt oder gemieden werden.

Meeresfrüchte nur gut durchgegart essen.

Bei plötzlichen Symptomen nach dem Kontakt mit Meer- oder Brackwasser sofort ärztliche Hilfe suchen.

Wer die Risiken kennt und rechtzeitig reagiert, ist nicht in Gefahr.

Vibrionen lieben Wärme. Wer offene Wunden hat, sollte warmes Brackwasser meiden. Meeresfrüchte gehören nur gut durchgegart auf den Teller. Bei plötzlichen Infektionssymptomen nach dem Baden sofort einen Arzt aufsuchen – je früher, desto besser.

Quellen-Nachweis
Robert Koch-Institut (RKI) – Vibrionen
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) – Vibrio vulnificus in Nord- und Ostsee
European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) – Vibrio species infections
Deutsches Ärzteblatt – Vibrionen in Küstengewässern
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) – Vibrionen in der Ostsee

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