Das Wacken Open Air verwandelt einmal im Jahr ein beschauliches Dorf in Schleswig-Holstein in eine gewaltige Stadt aus Metal-Fans. Über achtzigtausend Menschen reisen an, die Einwohnerzahl steigt für ein paar Tage ins Unvorstellbare. Sie kommen aus allen Ecken der Welt, und sie wissen, dass sie hier kein bequemes Festival erwartet. Wacken ist kein perfekt gepflasterter Eventplatz, sondern eine Wiese. Diese Wiese wird bei Regen zum Schlachtfeld.
Der Matsch ist längst Teil der DNA des Festivals. Wer nach Wacken fährt, weiß, dass er nicht auf Asphalt zeltet. Schon wenige Stunden Regen verwandeln die Wege in Rutschbahnen, Wohnmobile und Transporter hinterlassen tiefe Furchen, und irgendwann rollt kein Rad mehr ohne Hilfe. Für viele Fans ist das inzwischen ein Teil des Erlebnisses. Der Mythos vom Matsch gehört zum Ticketpreis dazu. Doch für die Veranstalter ist es ein logistischer Dauerstress, der jedes Jahr teurer wird.
Die Lehren aus dem vergangenen Jahr
2023 zeigte, wie schnell die Grenzen erreicht sind. Heftige Regenfälle kurz vor und während der Anreise machten das Festivalgelände unpassierbar. Die Wiesen versanken im Morast, und zum ersten Mal in der Geschichte von Wacken mussten die Veranstalter den Einlass stoppen. Zehntausende Ticketbesitzer standen auf den Straßen fest, während Traktoren im Dauereinsatz versuchten, Wohnmobile aus der Pampe zu ziehen.
Die Bilder aus diesem Jahr gingen um die Welt: festgefahrene Fahrzeuge, wartende Kolonnen, enttäuschte Fans. In sozialen Netzwerken wuchs der Unmut, auch wenn die meisten wussten, dass niemand das Wetter beherrschen kann. Das eigentliche Problem war die Planbarkeit. Viele hatten Urlaub genommen, lange Anreisen hinter sich, und kamen nicht einmal bis zum Campingplatz. Für die Festivalleitung war es ein Einschnitt, der nicht noch einmal passieren darf.
Drei Zufahrten sollen alles verbessern
In diesem Jahr setzen die Veranstalter deshalb auf eine neue Logistik. Herzstück ist die Einrichtung von drei unabhängigen Zufahrten, die die Anreisewellen verteilen sollen. Fällt eine Route aus, können die anderen den Verkehr aufnehmen. Zusätzlich wurden die wichtigsten Wege auf dem Gelände mit Schotter und Stahlplatten verstärkt.
Die Hoffnung ist klar: Sollte der Regen wieder zuschlagen, soll sich das Chaos von 2023 nicht wiederholen. Traktoren bleiben in Bereitschaft, aber die neuen Zufahrten sollen verhindern, dass die Festivalanreise komplett zum Stillstand kommt. Ganz vermeiden lässt sich der Matsch nicht. Aber wer nach Wacken fährt, soll zumindest ankommen können.
Ein Tribut für Ozzy Osbourne
Neben der praktischen Vorbereitung gibt es in diesem Jahr auch einen besonderen Moment der Erinnerung. Ozzy Osbourne, der „Prince of Darkness“ und Mitbegründer von Black Sabbath, ist im Juli verstorben. Für die Metal-Welt ist sein Tod ein Einschnitt, und Wacken wird ihm ein eigenes Tribut widmen.
Geplant ist ein Filmkonzert mit Aufnahmen seiner legendären Auftritte und einer Live-Band, die die größten Klassiker spielt. Zwischen all den lauten, kraftvollen Shows entsteht damit ein stiller Moment, der das Festival um eine emotionale Facette erweitert. Wacken ehrt damit einen der prägenden Musiker des Genres – einen Mann, der wie kaum ein anderer für die Wurzeln und die Exzesse des Heavy Metal steht.
Zwischen Risiko und Ritual
Wacken 2025 steht damit zwischen Ritual und Risiko. Das Ritual ist das, was die Fans jedes Jahr suchen: ihre Musik, ihre Gemeinschaft, der Rausch im Schlamm. Das Risiko ist das Wetter, das alles jederzeit infrage stellen kann. Die Veranstalter haben ihre Hausaufgaben gemacht, doch am Ende entscheidet der Himmel über Erfolg oder Chaos.
Die Fans kommen trotzdem. Für viele ist es gerade die Mischung aus Unberechenbarkeit und Verlässlichkeit, die Wacken ausmacht. Man weiß nie, wie tief man diesmal im Matsch versinkt, aber man weiß, dass man Teil einer Geschichte ist, die jedes Jahr weitergeschrieben wird. Mit drei Zufahrten, Traktorbereitschaft und dem Tribut an Ozzy Osbourne soll 2025 das Jahr werden, in dem Wacken seine Balance findet: zwischen Feier und Verantwortung, zwischen Schlamm und Musik, zwischen Mythos und Realität.
ⓘ Das Wacken Open Air findet seit 1990 im schleswig-holsteinischen Dorf Wacken statt und zieht jährlich rund 85.000 Besucher an. Das Festival ist für seine extreme Wetteranfälligkeit bekannt, weil das Gelände überwiegend aus Wiesen besteht. 2023 musste der Einlass erstmals in der Geschichte des Festivals gestoppt werden, da der Matsch die Anreise blockierte. In diesem Jahr sollen drei neue Zufahrten die Situation verbessern. Zusätzlich wird es ein Filmkonzert zu Ehren von Ozzy Osbourne geben.
Quellen-Nachweis
Eigene Recherche, Festivalinformationen Wacken Open Air, Presseberichte 2023/2025.